
Beauftragte*r für Geschlechtervielfalt in der Charité
Trans*/ Inter*/ Non-Binär/ geschlechtlich Queer
„So wie du bist, bist du richtig.“
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Guten Tag, Sie haben diese Seite aufgeschlagen, weil sie neugierig sind, eine betroffene Person sind oder Eltern eines betroffenen Kindes sind. Sie haben Fragen, sind ratsuchend oder benötigen Unterstützung. Unsere Angebote richten sich an Beschäftigte, Studierende, Auszubildende und Patient:innen der Charité. Sie sind Vorgesetzte oder ihr Team benötigt Aufklärung oder Unterstützung? Ihr Weg führt Sie persönlich an die Charité, Sie gehören der Gruppe von Menschen der geschlechtlichen Vielfalt an, und benötigen Unterstützung oder haben Fragen? Sie sind eine interessierte Person zum Thema?
Was wollen wir erreichen?
- Emanzipation von transgeschlechtlichen, intergeschlechtlichen, non-binären und queer lebenden Menschen und deren Teilhabe.
- Mehr Akzeptanz gegenüber trans*/ inter* / non-binärer/ queerer Lebensweise
- Für eine größere Vielfalt an Lebensentwürfen.
- Abbau von Tabuisierung, Pathologisierung oder Exotisierung, von Geschlechtszugehörigkeit oder -ausdruck (Genderexpression) die vom binären Geschlechtersystem abweicht.
- Abbau von Vorurteilen und Diskriminierungen in Bezug auf Körper, Identität, Genderexpression oder sexuelle Orientierung.
Unsere Angebote:
- Beratung, Coaching, Peerberatung
- Fortbildungen, Aufklärung, Sensibilisierung
- Begleitung
- Vernetzung
- Transition: Begleitung von Betroffenen und deren Umfeld
- Unterstützung bei Diskriminierungserfahrungen
Kontakt
Nehmen Sie Kontakt mit unseren Erfahrungsexpert*innen der geschlechtlichen Vielfalt auf. Jede Anfrage wird absolut vertraulich und anonym behandelt. Sie erleben den Kontakt zu uns in einer Peerberatungs-Situation.
- E-Mail: geschlechtervielfalt(at)charite.de
- Tel.: +49 30 450 577 125 / +49 162 40 22 328
- Oder nutzen Sie das Kontaktformular
Personalrätin (Gesamtpersonalrat), Beauftragte für geschlechtliche Vielfalt, Krankenpflegekommission, Strategiebotschafterin - Charité 2030, Pflegedienst

Inter*- und trans*-freundlicher Umgang in der Medizin
Intersexualität – erklärt von einer Inter* Person
Der Begriff intersexuell ist irreführend. Intergeschlechtlich ist der angemessene Begriff. Weitere Begriffe wie Hermaphrodit, Zwitter, Inter*, DSD (Differences of Sex Development), Variationen der Geschlechtsentwicklung und Ähnliches, beschreiben dasselbe. Es handelt sich dabei nicht um eine sexuelle Orientierung, sondern um ein Geschlecht zwischen männlich und weiblich. Intergeschlechtlich ist eine körperliche Gegebenheit und keine Geschlechtsidentität, wie häufig vermutet wird. Der Begriff „Intergeschlechtlich“ ist ein Sammelbegriff für verschiedene Diagnosen, die Intergeschlechtlichkeit umfassen. Trotz der Diagnosen sind die meisten Erscheinungsformen nicht behandlungsbedürftig. Die „Behandlungsnotwenigkeit“ ergibt sich aus der Normvorstellung von Geschlecht aus der Gesellschaft, die nur zwei Geschlechter kennt. In diesem Modell ist das körperliche Geschlecht ein Spektrum mit „männlich“ an einem Ende und „weiblich“ am anderen Ende. Zwischen männlich und weiblich gibt es keine Grenze, sondern einen Übergang. Intergeschlechtliche Personen sind Menschen, deren geschlechtliches Erscheinungsbild von Geburt an, hinsichtlich der Chromosomen, der Keimdrüsen, der Hormonproduktion und der Körperform nicht nur männlich oder nur weiblich ausgeprägt ist. Es stellt scheinbar eine Mischform dar. Entdeckt werden kann Intergeschlechtlichkeit in jeder Lebensspanne von pränatal bis post mortem. Nicht alle Variationen sind offensichtlich erkennbar.
Die gesellschaftliche Normvorstellung von Geschlecht nimmt intergeschlechtlichen Personen den Raum zur Existenz und erzeugt eine Pathologisierung von Intergeschlechtlichkeit, die in die Zuweisung in einer der beiden Geschlechter führt. Unterstützt wird die Zuweisung mittels Sozialisation bis hin zur hormonellen Steuerung der Entwicklung ins gewünschte Geschlecht (von der Umwelt, etwa den Eltern und Ärzt*innen). Der Höhepunkt der Angleichungen sind die operativen Normierungen von Genitalien oder die Entfernung von Organen, damit ein normiertes Erscheinungsbild entsteht. Diese chirurgischen Eingriffe werden teilweise schon in früher Kindheit durchgeführt. Einer der Gedanken dahinter war: „Dann können sich die Kinder später nicht mehr erinnern und die optische Eindeutigkeit verhindert Ausgrenzungen, die ein intergeschlechtlicher Mensch sonst in der Gruppe gleichaltriger zu erwarten hätte.“ Leider wurden diese Kinder oder Jugendlichen über Behandlungen und Operationen nicht oder nur teilweise aufgeklärt. Wenn eine Ärztin etwa kurz nach der Geburt zu den Eltern sagt „Ihr Sohn hat u.a. am Genital eine Reihe
von Auffälligkeiten, die wir mit operativen Maßnahmen und lebenslang hormonell behandeln müssen, damit er nicht gehänselt wird“, wird dabei die Anerkennung einer Intergeschlechtlichkeit völlig umgangen. Viele Betroffene haben das Ausmaß erst als Erwachsene erkannt. Aber auch im Erwachsenenalter werden die Personen nicht vollumfänglich aufgeklärt.
Wie empfinden diese Menschen den Umgang mit ihnen? Dieser Umgang wird als Ablehnung oder Zurückweisung des Seins aufgenommen. Operationen und Behandlungen sind die schwerste Form der Ablehnung. Aber auch die psychische Manipulation, der diese Menschen ausgesetzt sind, hinterlässt tiefe Narben. „Du bist falsch, wie du bist und passt nicht in diese Welt. Nur wenn wir dich anpassen, kannst du in dieser Welt richtig sein.“
Dieses Pressen in eine Lebensform hinterlässt Narben an Körper und Seele. Viele bemerken trotz allem, dass sie nicht dem Männlichen oder Weiblichen entsprechen, sondern abweichend sind. Sie bemerken, dass sie Narben haben, die ihnen keiner erklären möchte. Sie bekommen ausweichende Antworten oder Antworten, die nicht der Realität entsprechen. Es gehörte zur „Therapie“, dass die Eltern oder anderen Bezugspersonen die Intergeschlechtlichkeit verheimlichen und das Kind gezielt in einem der beiden Geschlechter sozialisieren. Nach den Operationen, die sehr
zahlreich sind und komplikationsbehaftet sein können, kann eine lebenslange Behandlung mit Medikamenten notwendig werden, die ohne Operation nicht gebraucht würden. Dennoch versuchen die betroffenen Personen, sich in der zugewiesenen Geschlechterrolle normal im Sinne der Gesellschaft zu verhalten.
Einige entscheiden sich irgendwann, nach einem langen Prozess, das Zuweisungsgeschlecht zu verlassen und in der für sie richtigen Situation zu leben. Egal wie diese Menschen leben, sie bleiben intergeschlechtlich. Die mangelnde Aufklärung der Gesellschaft zu diesem Thema macht diese Personen unsichtbar. Viele Menschen wissen nicht, dass es intergeschlechtliche Menschen gibt oder verwechseln sie mit den unterschiedlichen Geschlechtsidentitäten, zu denen Intergeschlechtlichkeit nicht gehört. Auch bei Mediziner*innen fehlt Wissen Sie sind nicht in der Lage, diese Personen angemessen zu versorgen. Häufig werden die Personen wegen fehlender Kenntnis abgewiesen oder fehlerhaft versorgt. Auf den Eltern dieser Kinder lastet ein enormer Druck, ausgehend von der Gesellschaft. Ihnen wird suggeriert, dass sie ein Kind mit Defekt haben. Sie werden häufig nicht angemessen beraten und treffen dann Entscheidungen, die lebenslange
Auswirkungen auf ihre Kinder haben. Erst seit 2021 gibt es ein Gesetz, um solche Kinder vor diesen Übergriffen der Angleichung zu schützen. Intergeschlechtliche Menschen sehen noch deutlichen Verbesserungsbedarf. Was viele übersehen: aus Kindern werden Erwachsene, die mit den Traumata leben müssen und häufig kommen neue im Laufe ihres Lebens hinzu.
Bei Fragen und weiterführende Informationen: geschlechtervielfalt(at)charite.de
Transgeschlechtlich sind Personen deren Identität abweichend ihres bei der Geburt zugeordneten Geschlecht ist.
Intergeschlechtliche Personen sind Menschen, deren geschlechtliches Erscheinungsbild von Geburt an, hinsichtlich der Chromosomen, der Keimdrüsen, der Hormonproduktion und der Körperform nicht nur männlich oder nur weiblich ausgeprägt ist, sondern scheinbar eine Mischung darstellt.
non-binär ist eine Sammelbezeichnung für Geschlechtsidentitäten aus dem Transgender-Spektrum, die weder ausschließlich männlich noch weiblich sind, und außerhalb der binären Geschlechterordnung befinden.
Queer bezeichnet Personen, die durch ihre sexuelle Orientierung und/oder Geschlechtlichkeit von der entsprechenden gesellschaftlichen Norm abweichen.